Müßte rausfinden ob ich standard Kolben oder Schmiedekolben habe. Natürlich möchte ich den Motor dafür nicht zerlegen, deshalb frage ich.
Wenn ich die Ölwanne runtermache, kann man es dann erkennen?
Gibt es noch andere Möglichkeiten?
Hallo Günther,
Wenn die Ölwanne ab ist, sieht man recht schön zu den Kolben hin.
Da erkennt mal es recht schön.
Man muss ja die Kolben von unten sehen und ich denk nicht dass man mit einem Endoskop durch das Loch der Ölblaßschraube da hin kommt.
Wäre aber ein Versuch....
Die Ölwanne abmachen ist ja kein Problem. Nur wenn ich den Kolben dann von unten sehe, wie kann ich erkennen ob es ein Schmiekolben ist oder nicht? Unterscheidungsmerkmale?
warum willst Du das denn wissen?
Zum einen sind Schmiedekolben vom Gefüge her dichter als Gußkolben, somit höher belastbar. Zum anderen kann man Schmiedekolben auch dünnwandiger machen. Für welche Version man sich bei einem Tuning entscheidet, ist wahrscheinlich anwendungsbedingt, oder?!
Wenn Du die Werkzeugtrennlinie nicht sehen kannst, wovon ich mal ausgehe, dann wirst Du es nicht unterscheiden können, außer die Kolben wären dünnwandiger, als der Standard.
Evtl. sieht man ne Herstellernummer auf der Unterseite?
Die Unterschiede sieht man, wenn man von unten auf den Kolben blickt.
Beim Schmiedekolben (eigentlich ist das eher ein Fließpressen) besteht der Stempel, mit dem die Unterseite bzw. die Innereien des Kolbens geformt werden fast immer aus einem Stück. D.h. er muss sich nach dem Herstellungsvorgang im ganzen wieder aus dem Kolbenrohling ziehen lassen. Es sind also keine Hinterschneidungen möglich. Manchmal jedoch werden diese durch mechanische Bearbeitung nachträglich eingebracht, was man an der Oberfläche jedoch sieht.
Beim Gußteil besteht der Kern der Kokille aus mehreren (meist 3, 5 oder mehr) Teilen. Die Teilebenen verlaufen 90° zur Kolbenbolzenbohrung. Zum Ausformen wird dann zunächst das Mittelteil des Kokillenkernes gezogen. Die beiden (oder mehr) Randteile, die den Bereich der Kolbenbolzenlagerung formen werden um den Betrag der Dicke des Mittelteiles aufeinander zu bewegt und lassen sich dann ebenfalls ausziehen. Dadurch sind Hinterschneidungen zur Gewichtsreduzierung möglich. Sie betreffen zumeist den Bereich zwischen Kolbenboden und Kolbenbolzenlagerung. Die 2 Teilebenen zwischen den 3 inneren Kokillenteilen sieht man als kleine Kante, wenn man von unten in den Kolben blickt.
Weitere Unterschiede:
- Die geschmiedete Oberfläche macht einen dichteren Eindruck als die gegossene.
- Im Gußteil sieht man an der Oberfläche oft noch irgendwelche Musterungen (z.B. gitterförmig) oder irgendwelche Zahlen oder Zeichen.
- Die unbearbeitete Oberfläche von Gußkolben glänzt in der Regel intensiver.
Hier mal ein etwas anspruchsvoller, aber typischer Gußkolben (C6 Z06). Man sieht innen die angesprochenen Gußnähte im Innenteil und das "Waffelmuster". Zur Erleichterung sind in der Kokille noch seitliche Schieber, die den Außenbereich um die Kolbenbolzenbohrung formen. Diese werden beim Ausformennach schräg unten (im Foto oben) gezogen.
Schmiedekolben habe ich leider im Moment keinen da.
Ich habe mir ein Endoskop bestellt, sollte nächste Woche da sein. Dann werde ich mal beim Kerzenloch reinschauen, ob man irgendeine Nummer am Kolben sehen kann. Warscheinlich aber eher nicht, da er sicher schön schwarz sein wird. Aber einen Versuch ist es wert.
Dann werde ich die Ölwanne abmachen und von unten mal draufschauen. Mit dem Endoskop kann man Bilder und auch einen Film machen.
Wenn ich alles beisammen habe melde ich mich wieder!
Habe doch noch einen typischen Schmiedekolben gefunden (aus 1,8 l Turbo, 313 PS). Von unten betrachtet, hat er keinerlei Hinterschneidungen. Der einteilige Pressstempel muss sich ja nach dem Formprozess wieder ziehen lassen. Die unbearbeiteten Oberflächen sind ebener aber matter. Teilweise sieht man die Fließrichtung des beim Pressen (Schmieden) verdrängten Materials.
Edit: Es gibt keine Nahtstellen wie bei den Gusskolben, die ja einen geteilten Kern besitzen.