Zitat:Original von Jochen
Er behauptet ja das zu vorsichtiges Warmfahren dem Motor eher schadet...
Da es weder Kumulation von Benzin noch von Kondenswasser im laufe eines Jahres in der Ölwanne gibt, wenn der Wagen normal bewegt wird, sehe ich auch keinen Grund anzunehmen das der Ölstand in meinen Fahrzeugen durch solche Verunreinigungen stark verfälscht sein könnte.
Hier beißt sich leider die Katze in den Schwanz....
Ja, es sammelt sich massivst Benzin, Wasser und Kuka (Kurbelwellenkondensat, sprich blowby-Gase) im Öl. Wutzer nennt 15% als realistisch. Sein Arbeitgeber, immerhin einer der drei größten Automobilbauer der Welt, trietzt seine Zulieferer jedoch mit maximalen 30% Zumischungen von solchen Schweinereien. Ich sitze bei solch einem Zulieferer und habe direkt damit zu tun, kann also Wutzers Aussagen voll bestätigen. Und, solche Themen kommen nicht nur aus Wolfsburg, Ingolstadt, Zuffenhausen und Co aufs Trapez, sondern von überall her. Kann also keiner behaupten, dass die Herausforderungen denen sich ein VW Konzern stellen muss für einen GM nicht gelten. Motoren sind erst einmal Motoren. Wenn man sich jedoch Kolben (und -ringe) und Zylinderlaufbahnen, deren Passungen und Verarbeitungen anschaut und vergleicht, dann muss man schon sagen, dass im Gegensatz zu unseren Treckermotoren, bei deutschen Motorenbauern ganz andere Sachen gemacht werden, da ist man wesentlich moderner und präziser untewegs, sprich vertrauenswürdiger, sprich: weniger Ölverbrauch!
Fakt1: Beimischungen gibt es, nicht umsonst kann man ja das Fahrprofil ganz grob am Geruch des Öles festmachen. Kurz am Deckel riechen (manchmal reicht schon schauen) und man weiß, ob man es mit einem Kurzstreckentaxi oder einem Autobahnjäger zu tun hat.
Fakt2: Je langsamer man einem Motor warmfährt desto länger ist er nicht optimal abgedichtet, sprich der Weg für Öl in den Brennraum (Ölverbrauch) und Benzin in den Ölraum (Einbringung von Fremdmedien) ist länger offen. Dies ist bei jeglichen Verbrennungmaschinen so, egal ob nun Flugzeugtriebwerk oder Einzylinderdiesel im Lanz Bulldog. Auch hier hat Wutzer wieder recht, zu vorsichtiges Warmfahren schadet! Jedoch ist im kalten Zustand der Weg Benzin in Öl der normalere, wirklicher Ölverbrauch findet meist erst bei wirklicher Forderung des Motors statt. Siehe Leonies Beispiel.
Fakt3: Auch wenn erste flüchtige Bestandteile schon bei 30-70° verdampfen, so braucht es schon wesentlich höhere Öltemperaturen um dieses wirklich wieder "rein" zu bekommen. Das sind dann Temperaturen, wo die meisten hier schon wieder Panik bekommen würden. Obwohl es ein modernes Öl in keinster Weise juckt. Denn erst bei 120° aufwärts haben wir keinerlei Beimischungen mehr feststellen können, erst dann ist es wieder sauber! Und, da behaupte ich mal, dass die wenigsten C3 oder C2 Fahrer ihre Fahrzeuge überhaupt so fordern, dass das Öl sich nicht dauerhaft verdünnt.
Fakt4: Wir haben einerseits Beimischungen die bei stark forcierter Fahrt wieder verschwinden und andererseits einen Ölverbrauch (der auch bei flotter Fahrt höher ist), sprich wir haben Schwankungen des Ölpegels im schlimmsten Falle in zwei Richtungen. Die 30% Beimischung sind zwar Entwicklungsziel, aber letztlich halte ich die für unsinnig, aber 10-15%, sprich rund 0,5-1l pro Motor halte ich für einen durchaus möglichen und realistischen Wert, der in der Praxis ganz schnell entstehen kann.
Ölpegeländerungen mit einer Genauigkeit kleiner 200ml am Ölstab abzulesen ist eh eine Illusion, wenn man mal von den üblichen 1l von unterer Strich bis oberer Strich ausgeht, denn je nach Temperatur, Lage, Alter, Wiederholgenauigkeit etc. kann man ja meist froh sein, wenn man nach dem dritten saubermachenreinwartenraus dreimal das gleiche Ergebnis hat. Solange man das Öl beim Ölwechsel nicht auffängt und nachmisst, wie es in der Industrie gemacht wird, ist es nur Kaffeesatzleserei.
Ob der Ölverbrauch nun 100ml oder 50ml oder 180ml pro 1000km ist, ist letztlich hinfällig. Fakt ist, es gibt ihn. Wer meint er hat absolut keinen Ölverbrauch, der sollte sein Auto mal richtig fordern, dann wird er sehen was bei rum kommt, wenn das ganze Geschwummse das da nicht hingehört mal wieder aus dem Öl raus ist und man nur den reinen Ölstand misst. Hier gibt es die spannendsten Fälle aus Fahrzeug/Motorversuchen, wo in mehreren 100h Leerlauf garnichts am Ölpegel passiert ist und dann nach wenigen Stunden mit erhöhter Drehzahl aufeinmal die Ölwarnlampe angeht. Alles schon erlebt, bei diversen Zulieferern, bei diversen Testorganisationen, beim Automobilhersteller selber.
Und, schlussendlich auch an meinem eigenen Fahrzeug, wo nach 500km Autobahnfahrt aufeinmal Öl auf min anstatt auf max stand wie noch 500km vorher. Auch hier war die Autobahnfahrt sehr flott, während davor und danach alles recht locker war und auch dementsprechend vorher und hinterher (vermeintlich) keinerlei Ölverbrauch festzustellen war.
P.S.: Es geht hier in meinen Augen auch nicht um das Zerreden von irgendwelchen Themen oder um Klugscheißerei gepaart mit Hobbykreuzzügen. Es geht darum, dass es nunmal Leute gibt, die in z.B. diesem Bereich tlw. seit Jahrzehnten beruflich tätig sind und gern faktenbasiert diskutieren wollen. Nur, dass im Technikbereich immer gleich obiges unterstellt wird und jeder mit einer anderen Meinungs sich gleich angepisst zu fühlen meint. Bei unseren Anwälten, Transporteuren, Seeleuten, Computerspezis, Lackspezis hier im Forum passiert nichts dergleichen, wenn die sich zu einem Sachverhalt äussern.