08.02.2019, 13:51
(08.02.2019, 13:25)Ralf. P. schrieb: Ich habe eine kleine, einfache Überschlagsrechnung angestellt, auch ohne Wirkungsgrade, die aber eigentlich noch oben drauf kämen. Dazu habe ich mich zunächst gestern zwischen 14:00 und 14:30 auf eine Autobahnbrücke in Ludwigsfelde (A10) gestellt und die in einer Minute vorbeifahrenden PKW mehrfach gezählt. Transporter und LKW lassen wir erst einmal raus.
Im Mittel fuhren 24 PKW pro Minute und Richtung. Blicken wir in die Zukunft und gehen wir mal davon aus, dass das alles E-Autos mit reinem Akku-Betrieb sind. In Deutschland haben wir rund 13.000 km Autobahnnetz (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2972/umfrage/entwicklung-der-gesamtlaenge-des-autobahnnetzes/ ) und 360 Autobahntankstellen (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157962/umfrage/anzahl-der-autobahntankstellen-in-deutschland-seit-2005/ ). Da sich die Tankstellen auf beide Fahrtrichtungen aufteilen, haben wir rund aller 72 km eine Tankstelle.
Ich nehme mal weiter an, dass die E-Autos im Schnitt 120 Km/h fahren, dazu brauchen sie ca. 30 kW, sie haben also in 3 h 360 km geschafft und 90 kWh verbraucht, dass sie mit einem Akku von mindestens 90 kWh jetzt tanken müssen und das die Autobahnbelastung bei Ludwigsfelde halbwegs dem bundesdeutschen Schnitt entspricht. Da die Autos an unterschiedlichen Orten losfahren (nehmen wir hier mal als statistische Verteilung an), verteilen sie sich bei 360 km auf 5 Tankstellen entlang der Strecke von 360 km.
Nehmen wir weiter sehr optimistisch an, die Ladezeit beträgt nur 0,5 h. In jeweils 0,5 h kommen also bei 24 Autos geteilt durch 5 Tankstellen mal 30 Minuten, gleich 144 Autos an. Das heißt nichts anderes als:
Wir brauchen pro Autobahntankstelle 144 E-Tanksäulen damit die Warteschlange nicht immer länger wird. Auch der Bedarf an Rastkapazitäten steigt damit merklich (was soll man sonst mit mind. 0,5 h Wartezeit anstellen).
Bei der angenommenen Ladezeit brauchen wir pro Auto mehr als 180 kW.
Das sind rund 26 MegaWatt pro Tankstelle! Für 360 Tankstellen sind das 9,4 GigaWatt!!
Diese Rechnung ist nicht exakt, sollte aber in erster Näherung ausreichen.
Die gesamte Stromerzeugung betrug in Deutschland am 27.05.2017 13 Uhr rund 70 Gigawatt ( https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/daten-zu-erneuerbaren-energien/Stromerzeugung_2017.pdf ).
Es käme also noch ordentlich was dazu. Wohl gemerkt Transporter, LKW und Busse habe ich erst mal rausgelassen. Alle 3 Kategorien brauchen aber deutlich mehr Energie als die hier gerechneten PKW. Ebenfalls noch nicht enthalten ist das gesamte Straßennetz außerhalb der Autobahn, sowie der „Nebenverbrauch“ im Auto (Klimaanlage, Heizung Beleuchtung usw.).
Wir hatten 2018 einen Anteil Windenergie von 18,8 %, Solar 7,0 % und Wasser 4,0 %. Wenn ich mich in Brandenburg in einen Windpark stelle, kann ich mindestens einen weiteren sehen. Wie soll das dann bei 100 % grüner Energie aussehen?
Wie soll die ganze Infrastruktur zeitnah erstellt werden(siehe Anschlusswerte Tankstelle), wo wir es in Deutschland nicht schaffen, in 15 Jahren einen mittleren Flughafen zu bauen (Planfeststellungsbeschluss BER 08/2004, eigentlich sogar Planbeginn 05/1996) und wo wir uns heute noch über die Stromtrasse von Nord nach Süd streiten.
Herkömmliche Kraftstoffe haben immer noch die mit Abstand höchste Energiedichte (außer Kernenergie, die wir ja auch nicht wollen). Man kann sie auch mittels Wasser, CO2 und Energie synthetisch herstellen. Auch kostenmäßig käme man halbwegs hin, wenn die Mineralölsteuer etwas gesenkt würde. Ob man diese Kraftstoffe dann im Motor oder der Brennstoffzelle verarbeitet sei mal ausgeklammert.
Gruß
Damit man es auch lesen kann, bei schwarz auf dunkelblau ist das schwierig.