22.08.2012, 18:37
Zitat:Original von TurboRoger
Natürlich prahlen die Ölhersteller gerne damit, wie belastbar und hervorragend die heutigen Öle sind. Sicherlich ist auch die Schmierfähigkeit jenseits von 130° C noch gegeben, aber die Kernfrage ist doch eine andere, nämlich welchen Einfluß haben ständig zu hohe Öltemperaturen auf andere Bauteile wie Dichtungen, (Gleit)Lager oder Kolbenringe. Wer sich in entsprechender Fachliteratur mal einliest, wird feststellen, dass dauerhafte Temperaturen jenseits der 120° C, also schon
130-140° C, als hoch und kritisch angesehen werden. So steigt bspw. das chemische Angriffsverhalten auf die Dichtung mit steigender Öltemp. an und die thermische Belastung nimmt weiter zu laut Rainer Kurek (Autor eines Fachbuchs).
Kannst Du bitte mal Quellen einbringen? Zumindest ich verstehe Kurek - der sich in größeren Publikationen nach meinem Wissen nur zu NFZ-Motoren eingelassen hat - anders. So sieht er bei der Öltemperatur zunächst nur die Gefahr der nachlassenden Schmierfähigkeit.[1] Thermische Belastungen für den Motor können demnach nur bei Temperaturspitzen auftreten. Er spricht dabei von über 250°C in der obersten Kolbenringnut [2] und zeigt vielfältige Strategien auf, um diese Spitzen zu verringern.
Natürlich gibt es gewisse Grenztemperaturen. Diese sind den Entwicklern bekannt, werden sie doch für die jeweiligen Werkstoffkombinationen ermittelt und das System wird entsprechend dimensioniert. Geschieht dies nicht, so greifen die Hersteller zumindest zur Leistungsdrosselung und der Warnung des Fahrers. Alles andere ist Augenwischerei.
Werden kritische Temperaturen überschritten, kommt es besonders mit Buntmetallen zu Reaktionen, die irreversibel sind. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Werkstoffe entsprechend getestet sind (500h bei 180°C zum Beispiel). [3]
[1]Kurek, Rainer: Nutzfahrzeug-Dieselmotoren, 2006 München, S. 171.
[2]Kurek, a.a.O., S. 173.
[3]Skiadas, Athanassuis / Schubert, Werner: Berücksichtigung von Kenngrößen bleifreier Gleitschichtsysteme in Test und EHD-Simulation, S. 3.