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27.04.2025, 14:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 14:43 von C3-Fritz.
Bearbeitungsgrund: Rechtschreibung
)
@Gelber Bengel -> ... und wie viele Gutachter hier in D gibt es, welche Dir fachlich in Sachen Corvette fachlich ebenbürtig sind? Die wissen doch in der Regel gar nicht, wie das Auto ausschauen muss. Habt Ihr für Eure Gutachten denn eigentlich dazu Referenzdokumente über die Baujahre? Gerade diese Baureihe hat ja eine enorme Variantenvielfalt entwickelt.
Bezüglich der Fachkenntnis: Ich will von den TÜV Prüfern erst gar nicht mal reden. Meine C3 war beim Kauf frisch vom TÜV und hatte nicht einen einzigen Sicherungssplint auf allen Kronenmuttern. Ich war damals schon nahe dran, den Prüfer mal anzurufen und zu fragen, wo der denn so am Fahrzeug seine Augen hat.
(27.04.2025, 12:19)C1-Matthias schrieb: Es gab sogar schon Bewertungen die von unseren Versicherern abgelehnt wurden oder der angebliche Marktwert nur als Wiederherstellungswert dokumentiert wurde. Das ist die Realität.
Traurig aber völlig sinnvoll. Irgendeiner muss da ja die Bremse ziehen. Da mache ich mir schon Gedanken, ob nicht diese Schieflage dadurch entsteht, dass einige Schwarze Schafe-Gutachter eben alles durchwinken. Ist wie beim meinem Doc. Der hat um 18 Uhr nach Praxisschluss noch 15 schlechtgelaunte Patienten sitzen und dann geht's aber flott weiter mit "Der Nächste bitte!".
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Corvette C3 Baujahr 07/1976
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27.04.2025, 14:56
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 15:00 von colonel.)
Vor 25 Jahren von einem sogenannten Sachverständigen einer Gutachtergruppe aus Willich live erlebt:
Zu bewertendes Objekt war der Demonstrator, also der top aufgebaute Vorführwagen für kaufwillige Kunden eines Herstellers von Repliken einer hübschen, italienischen Vorlage.
Der sogenannte Sachverständige macht Fotos, schaut dann auf Mobile nach ähnlichen Fahrzeugen anderer Hersteller in liederlicher Qualität hinsichtlich Detailtreue und Montage und orientiert sich daran, um den Wert des Fahrzeugs zu bemessen. Ergebnis: der so ermittelte „Wert“ dieses liebevoll in höchster Perfektion neu aufgebauten und frisch lackierten Fahrzeugs lag rund 20% unter Kaufpreis im mittleren Preissegment ähnlicher Fahrzeuge mit deutlichen Gebrauchsspuren.
Dieses Erlebnis hat mein Vertrauen in Sachverständige und Gutachter zutiefst erschüttert. Anwesende selbstverständlich ausgenommen.
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Ich muss ja auch ständig (meist) Kurzbewertungen für meine Sammlung erstellen lassen.
Meine Richtlinie ist immer ein begründbarer Marktpreis.
Letztlich dient das alles nur für die Berechnung der Versicherungsprämie für den Fall von Diebstahl und Feuer (habe alles nur TK).
Sowohl bei Haftpflichtschäden als auch bei Kauf/Verkaufverhandlungen ist das eh alles obsolet.
Noch eine kleine Anmerkung:
Ich habe früher eine Reihe von Unternehmensbewertungen nach verschiedenen Verfahren, meist für den Verkäufer, erstellt und hatte in dem Zusammenhang auch mal die Gelegenheit, mit einem Wirtschaftsprüfungsguru darüber zu sprechen.
Seine Aussage, wie das auf seiner Seite abliefe, war ziemlich glasklar formuliert:
"Der Auftraggeber sagt mir die gewünschte Zahl, und ich schreibe das Gutachten dazu.
Letztlich läuft das bei den Old-/Youngtimergutachten genau so, wenn alles im vertretbaren Rahmen liegt, bzw. es einen Marktpreis bei wirklichen Exoten dafür nicht gibt.
Mondpreise wie die 40 für eine C3-Softnose sind natürlich völliger Unfug.
Ein derartiges Gutachten ist noch nicht mal zum Hinternabwischen geeignet, weil das Papier nicht weich genug ist.
Gruß
JR
![[Bild: cf_sig_2009.jpg]](https://www.reitz-net.de/bilder/cf_sig_2009.jpg)
Es ist schade, dass nicht mehr das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht!
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27.04.2025, 15:18
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 15:18 von Gelber Bengel.)
@C3-Fritz
Ich kann Dir nicht sagen, wer noch bei Classic Data corvetteaffin ist. Ich habe mich dort für Corvette listen lassen und bekomme häufiger Anfragen von Kollegen, die sich auftragsbedingt mit der Thematik beschäftigen müssen. Die Guten rufen schon vor ihrer Besichtigung an und fragen. Die erhalten oftmals von mir die Kaufberatungen aus unserer Forumssammlung als Einstieg. Andere melden sich erst nach der Besichtigung und erfahren dann, worauf sie eigentlich hätten achten müssen. Wieder Andere rufen gar nicht erst an, fragen niemanden, lesen ein wenig im Netz rum und produzieren dann die bekannten Ergebnisse. Es gibt aber auch Diejenigen, die sich aufwendig und sorgsam Wissen draufschaffen. Für eine Kurzbewertung für 200 Euro Aufwandsentschädigung. Wie im richtigen Leben zählt auch hier der Wille und die Lust dazu.
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27.04.2025, 16:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 16:48 von C3-Fritz.)
Danke Dir Martin für die vielen Erklärungen und Hintergründe, oder besser auch Tretminen bei zweifelhaften "Gutachten"
So eine Tretmine hat mich ja auch 2018 zum Kauf bewogen. Ich hatte schon einige Bugs & Flaws bei der C3 entdeckt. Kaufentscheidend war die sehr gute Neulackierung (die es bis heute noch ist) und eben dieses verflixte Gutachten. Meine C3 wurde sogar von unten fotografiert, aber ich vermute, da ist nie ein Gutachter drunter gestanden. Ich hatte Glück, denn unter den Kickpanels und im Scheibenrahmen ist das Material gut, auch der Rahmen taugte für einen Neuaubau.
Wo man als Newbie wirklich reinfällt, sind die Fehlteile, also wenn - und das war massiv der Fall - der Verkäufer das Fahrzeug ein wenig gewichtsoptimiert. Fehlende Sonnenblenden, falscher Innenspiegel, die ganze Klimaanlage, Ersatzrad, Ersatzradmulde und Innereien unter dem Armaturenbrett entfernt. Darüber hinaus habe ich einen Riesenfehler gemacht. Ich habe die C3 damals nicht Probefahren können, da der Vorbesitzer "aus Zeitmangel" den Umbau von Handschalter auf Automatik TH350 nicht fertig gestellt hatte. Dem war nämlich der Handschalter wegen einer falschen Einstellung des Schaltgestänges aber sowas um die Ohren geflogen, da hat es sogar 2 mm Blechteile im Umfeld des Schaltgetriebes verbogen.
Er hat das auch nicht selber gemacht, da war irgendein Österreicher am Werkeln und dem ist das Getriebe beim Einbau vom Heber gefallen. Klar, allein ein TH350, das ist schwer wie ein Schwein. Auf jeden Fall, hat man den entstandenen Schaden kreativ gelöst.
Nur eines der noch anderen Baustellen an dem Auto. Yokes, Diff sollte ein Tauschteil sein, war Schrott gegen Schrott, das TH350 war vom General überholt und hatte den Boden geküsst, Billigstoßdämpfer, falsche, aber tolle Felgen die mittlerweile mit unserem Uwe (Grauwe) durchs Land rollen und eben viel, viel Elektrik Pfusch. War halt eine verwohnte Bude, welche man für den Verkauf aufgehübscht hatte.
Als Sahnehäubchen dann ein "Certificate of New Engine" das der Ami aus Las Vegas noch sich aus den Fingern gesaugt hat. Einmal mit der Klobürste durch die Zylinder, dann Ventile einschleifen und das nette Orange auf den Motorblock. Absolut wertlos, so einen Motor muss man komplett auseinanderreißen, sind ja alles Zeitbomben, Das Certificate ist von der Wertigkeit und Qualität, wie JR vorher mit dem Klopapier treffend geschrieben hat.
Gezahlt hatte ich damals 15.tsd Euro, das Wertgutachten belief sich auf einen Marktwert von 22.500 und war auch von "Classic Analytics".
Damals ist viel dumm gelaufen. Der "Corvette Experte" hatte einen Tag vor der Besichtigung abgesagt, wir sind in der Urlaubszeit dann noch bei der 500 km Anreise nach Rosenheim 3 Stunden im Stop&Go Hochsommer Stau mehr gestanden als gefahren. Die zugesagte Hebebühne existierte nicht. Der Verkäufer entpuppte sich als zwei Personen. Einer der im Hintergrund dauernd die Klappe aufhatte und mir wie ein Minnesänger irgendwelchen Schwachsinn ins Ohr trötete (Lenkrad Sonderanfertigung und mit Leder bezogen, absoluter Schwachsinn was der von sich gegeben hatte) und dann der komplett frustrierte eigentliche Besitzer mit der Miene "ich bin fertig mit den Nerven".
Die ganze Geschichte mit den Yokes und deren Seitenspiel hat uns eine Stunde lang beschäftigt. Nur mit einem Wagenheber, keine Chance. Werkzeug hatten diese Stinkstiefel nicht mal einen Schießbudenschraubenzieher herausgerückt - Stichwort Kick Panels entfernen. Geholfen hat der Minnesänger im Hintergrund nicht, aber keine Fadenstrich.
Das einzig Richtige wäre gewesen, auf der Stelle sich umzudrehen. Jeden Tag steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden. Damals war ich an der Reihe.
Corvette C3 Baujahr 07/1976
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27.04.2025, 21:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 22:29 von Gelber Bengel.)
Um der Sache einen konkreten Hintergrund zu geben, habe ich heute Nachmittag mal Kontakt zum Aussteller des Zertifikats, also dem Kollegen der Organisation classic analytics, aufgenommen, der den realistischen Zahlenrahmen für die Bewertungsfirma erarbeitet hat. Dieser ist ein ehemaliger Mitarbeiter von mir und hat mehrere Jahre in meinem Büro die Bewertung von Old- und Youngtimern vorgenommen. Mittlerweile sitzt er im Arbeitskreis und Ausschuss des VDI und erarbeitet neben seiner Tätigkeit als Marktbeobachter Richtlinien für die Kompetenzprüfung von Sachverständigen. Wohlgemerkt war er in diesem Fall nicht der besichtigende Gutachter sondern Marktermittler.
Wir waren uns im 30minütigen Gespräch völlig einig, dass die Kompetenzprüfung und -sicherung der vor Ort ausführenden Gutachter zwei der am schwierigsten, umzusetzenden Themen sind. Da die Maßstäbe des Berufsbildes des Sachverständigen immer noch nicht gesetzlich geregelt und überwacht sind, trifft man mit einem unüberschaubaren Prozentsatz leider immer wieder auf Leute, die diese Kompetenz nicht erfüllen. Das mag in diesem Fall noch nicht mal zutreffen, nichtsdestotrotz wird er auch nach 4 Jahren beim Besichtigenden eine Stellungnahme zur Entstehung der Wertfindung anfordern, weil es schlussendlich ja auch um das Renommee der eigenen Bewertungsorganisation geht.
Ich werde berichten.
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27.04.2025, 21:27
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 21:31 von C3-Fritz.)
Donnerwetter ... Wie geil ist das denn?
In der Sache aber richtig.
Ich habe vor 3 Monaten auch einen Prototypen gestoppt, wo einige Herren meinten, man könnte das Chassis auch ohne genaue Festlegung der Lenkgeometrie erproben.
Manchmal gilt eben "bis hierhin und nicht weiter".
Und in dem obigen Gutachten ist halt zuviel Phantasie dabei gewesen..Als ob es der Besitzer selbst erstellt hätte.
Schwer beeindruckte Grüße!
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27.04.2025, 22:57
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.04.2025, 23:07 von Gelber Bengel.)
Wir kamen vielmehr auf den Gedanken, dass dieses Gutachten vor 4 Jahren möglicherweise von einem Händler beauftragt wurde, bevor der jetzige Eigentümer gekauft hat. Der jetzige Eigentümer nimmt die überhöhte Einschätzung preislich nicht auf, obwohl er diese Bewertung in Händen hat. Eine bestehende oder sich anbahnende Geschäftsbeziehung zu einem potentiellen Dauerkunden lässt einige, wenige Gutachter vielleicht schon mal etwas ausarten.
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