26.09.2008, 11:22
FTD: Bangen um Autofinanzierer GMAC
26.09.2008 - 00:29
Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers rätseln Marktteilnehmer, welches Finanzinstitut als nächstes kollabieren könnte. In den Fokus rückt auch der Automobilfinanzierer GMAC. Das wäre auch schlecht für Chrysler.
In den USA geht die Furcht vor Bankenpleiten um. Nicht nur die größte Bausparkasse Washington Mutual steht unter verschärfter Beobachtung. Sondern auch GMAC, die ehemalige Finanzsparte von General Motors (GM), inzwischen ein Joint-Venture zwischen GM und der Beteiligungsgesellschaft Cerberus. Marktteilnehmer sagen: Ohne das 700 Mrd. $
schwere Rettungspaket der Regierung hat GMAC keine Chance. "Jeder der Mitarbeiter muss wohl momentan beten, dass sie an dieser Auffanglösung teilnehmen dürfen", sagte David Lykken, Gründer der Beratungsgesellschaft Mortgage Banking Solutions.
Die schwierige Situation bei GMAC ist vor allem eine Gefahr für die US-Automobilindustrie. Über solch eine Gesellschaft werden den Kunden Finanzierungen und Leasinggeschäfte angeboten. Käme es zu einem Zusammenbruch, würde sich das abgesehen von den direkten finanziellen Folgen auch negativ auf den eh schon schwachen Autoabsatz auswirken. Davon betroffen wären neben GM besonders Chrysler. Der Autohersteller gehört wie GMAC mehrheitlich dem Private-Equity-Investor Cerberus. Wegen der Kreditkrise ist das Finanzierungsumfeld für die Beteiligungsbranche schwierig. Probleme bei wichtigen Portfoliounternehmen könnten da zu einem gefährlichen Dominoeffekt führen.
Gefährlicher Ausflug in das Subprime-Geschäft
GMACs Probleme liegen vor allem im Geschäft mit Subprime-Hypotheken begründet. Die Tochtergesellschaft Rescap war 2006 der zwölftgrößte US-Kreditgeber an Schuldner geringer Bonität und taumelt am Rand des Bankrotts. Wegen des anhaltenden Hauspreisverfalls und der sich häufenden Zahlungsausfälle steigen die Verluste. Im zweiten Quartal belief sich der Fehlbetrag auf 1,9 Mrd. $, im ersten Quartal hatte das Unternehmen 859 Mio.
$ Miese gemacht. Das Hypothekenportfolio gilt als höchst riskant. Der Bestand an nicht-bedienten Darlehen stand bei 17 Prozent.
Im Juni gelang GMAC zwar noch eine Refinanzierung von 60 Mrd. $, um den Kollaps der Tochter abzuwenden. Die offensichtlichen Probleme dabei missfielen den Ratingagenturen: Standard & Poor's und Moody's stufen die Bonitätsnote des Unternehmens herab. Die Aussicht bleibt trübe: 275 Mio. $ Schulden müssen dieses Jahr, 618 Mio. $ nächstes Jahr refinanziert werden.
Das Management versucht seit Wochen gegenzusteuern. Dazu wurde die Rescap-Bilanz von 81 Mrd. $ auf 73 Mrd. $ Ende Juni geschrumpft. Das internationale Geschäft wurde fast vollkommen eingestellt. Anfang September schloss Rescap 200 Filialen in den USA und kündigte Entlassungen von 5000 Mitarbeiter an. Das entspricht 60 Prozent der Belegschaft.
Rettung auch für Autokredite?
Die schlechte Situation der US-Autohersteller kommt noch erschwerend hinzu. Das Kerngeschäft Autofinanzierung läuft schleppend. Angesichts hoher Benzinpreise und der schlechteren Einkommenssituation steigen die Amerikaner auf kleinere Wagen um oder lassen das Auto sogar ganz stehen. Das spiegelt sich im schleppenden Absatz für große SUVs wider. Das Schlimme für GMAC: Rund 60 Prozent des Leasingportfolios sind SUVs.
Die Autobranche und GMAC hoffen nun auf das Rettungspaket der US-Regierung. Der Lobbyverband American Financial Services Association kämpft dafür, dass auch Autodarlehen in die Auffanglösung für die Finanzbranche miteinbezogen werden. "Davon könnte GMAC profitieren", sagte Mirko Mikelic, Portfoliomanager bei Fifth Third Asset Management, der Autoaktien hält. "Jeder wartet darauf."
Autor/Autoren: Tobias Bayer (Frankfurt)
© FTD
26.09.2008 - 00:29
Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers rätseln Marktteilnehmer, welches Finanzinstitut als nächstes kollabieren könnte. In den Fokus rückt auch der Automobilfinanzierer GMAC. Das wäre auch schlecht für Chrysler.
In den USA geht die Furcht vor Bankenpleiten um. Nicht nur die größte Bausparkasse Washington Mutual steht unter verschärfter Beobachtung. Sondern auch GMAC, die ehemalige Finanzsparte von General Motors (GM), inzwischen ein Joint-Venture zwischen GM und der Beteiligungsgesellschaft Cerberus. Marktteilnehmer sagen: Ohne das 700 Mrd. $
schwere Rettungspaket der Regierung hat GMAC keine Chance. "Jeder der Mitarbeiter muss wohl momentan beten, dass sie an dieser Auffanglösung teilnehmen dürfen", sagte David Lykken, Gründer der Beratungsgesellschaft Mortgage Banking Solutions.
Die schwierige Situation bei GMAC ist vor allem eine Gefahr für die US-Automobilindustrie. Über solch eine Gesellschaft werden den Kunden Finanzierungen und Leasinggeschäfte angeboten. Käme es zu einem Zusammenbruch, würde sich das abgesehen von den direkten finanziellen Folgen auch negativ auf den eh schon schwachen Autoabsatz auswirken. Davon betroffen wären neben GM besonders Chrysler. Der Autohersteller gehört wie GMAC mehrheitlich dem Private-Equity-Investor Cerberus. Wegen der Kreditkrise ist das Finanzierungsumfeld für die Beteiligungsbranche schwierig. Probleme bei wichtigen Portfoliounternehmen könnten da zu einem gefährlichen Dominoeffekt führen.
Gefährlicher Ausflug in das Subprime-Geschäft
GMACs Probleme liegen vor allem im Geschäft mit Subprime-Hypotheken begründet. Die Tochtergesellschaft Rescap war 2006 der zwölftgrößte US-Kreditgeber an Schuldner geringer Bonität und taumelt am Rand des Bankrotts. Wegen des anhaltenden Hauspreisverfalls und der sich häufenden Zahlungsausfälle steigen die Verluste. Im zweiten Quartal belief sich der Fehlbetrag auf 1,9 Mrd. $, im ersten Quartal hatte das Unternehmen 859 Mio.
$ Miese gemacht. Das Hypothekenportfolio gilt als höchst riskant. Der Bestand an nicht-bedienten Darlehen stand bei 17 Prozent.
Im Juni gelang GMAC zwar noch eine Refinanzierung von 60 Mrd. $, um den Kollaps der Tochter abzuwenden. Die offensichtlichen Probleme dabei missfielen den Ratingagenturen: Standard & Poor's und Moody's stufen die Bonitätsnote des Unternehmens herab. Die Aussicht bleibt trübe: 275 Mio. $ Schulden müssen dieses Jahr, 618 Mio. $ nächstes Jahr refinanziert werden.
Das Management versucht seit Wochen gegenzusteuern. Dazu wurde die Rescap-Bilanz von 81 Mrd. $ auf 73 Mrd. $ Ende Juni geschrumpft. Das internationale Geschäft wurde fast vollkommen eingestellt. Anfang September schloss Rescap 200 Filialen in den USA und kündigte Entlassungen von 5000 Mitarbeiter an. Das entspricht 60 Prozent der Belegschaft.
Rettung auch für Autokredite?
Die schlechte Situation der US-Autohersteller kommt noch erschwerend hinzu. Das Kerngeschäft Autofinanzierung läuft schleppend. Angesichts hoher Benzinpreise und der schlechteren Einkommenssituation steigen die Amerikaner auf kleinere Wagen um oder lassen das Auto sogar ganz stehen. Das spiegelt sich im schleppenden Absatz für große SUVs wider. Das Schlimme für GMAC: Rund 60 Prozent des Leasingportfolios sind SUVs.
Die Autobranche und GMAC hoffen nun auf das Rettungspaket der US-Regierung. Der Lobbyverband American Financial Services Association kämpft dafür, dass auch Autodarlehen in die Auffanglösung für die Finanzbranche miteinbezogen werden. "Davon könnte GMAC profitieren", sagte Mirko Mikelic, Portfoliomanager bei Fifth Third Asset Management, der Autoaktien hält. "Jeder wartet darauf."
Autor/Autoren: Tobias Bayer (Frankfurt)
© FTD