05.08.2007, 02:33
Zitat:...Muss allerdings behaupten, gesehen zu haben, dass die Reifenhändler die Bolzen einfetten...
...dass das Schmieren keinen Einfluss auf den Anpressdruck des Rades hat ... Was soll Fett oder Oel da anrichten..
...Ich glaube also nicht, dass ich mein Leben riskiere, indem ich hier etwas einfette, und das beruhigt mich jetzt gewaltig...
Anstelle zu glauben sollte man sich SICHER sein und bis auf weiteres gewaltig beunruhigt sein.
Um zu verstehen, was es mit dem vorgeschriebenen Drehmoment auf sich hat kann man sich die Funktionsweise und Bedeutung einer Verschraubung vor Augen halten:
Eine Verschraubung hat die Aufgabe zwei oder mehrere Teile gegeneinander zu ziehen. Im Falle eines Rades sollen die Teile Nabe und Felge (evtl. weitere Teile wie Bremsscheibe oder Spurplatten) so stark gegeneinander gedrückt werden, dass sie sich unter Last (z.B. Bremsen, Beschleunigen) nicht gegeneinander verschieben können (andernfalls können die Radbolzen abscheren).
Die in der Schraube erzeugte Kraft ist bei gleichem Anzugsmoment abhängig vom Reibwert des Gewindes und der Schraubenkopfauflagefläche. Wird der Reibwert durch Schmieren/Fetten verändert, ändert sich auch die Kraft in der Schraube. Behält man das Anzugsmoment bei, erhöht sich die Kraft und kann zur Beschädigung des Gewindes oder zum Abriss der Schraube (bzw. Bolzens) führen. Auch eine Überschreitung der zulässiger Flächenpressungen ist denkbar, so dass sich das Material setzen kann und Verschraubungen sich wieder lockern.
Eine 10%-Regel ist mir nicht bekannt, ich kann das weder bestätigen noch dementieren. Vom Gefühl her würde ich aber sagen, dass der Reibwertunterschied zwischen einer trockenen und einer ölgeschmierten Reibpaarung sehr viel größer sein kann und auch 50% betragen könnte. Wären im Radmutternbeispiel Gewinde und Auflagefläche geschmiert, müsste das Anzugsmoment halbiert werden um die Verschraubung und Werkstücke nicht stärker zu belasten als vom Hersteller vorgesehen. Von Nachteil wäre dann aber, dass durch die herabgesetzte Reibung die Muttern sich leichter lösen können.
Das beobachtete Einfetten wird nicht an den Muttern an der Radnabenzentrierung ausgeführt um eine spätere Raddemontage zu erleichtern. Leider wird in manchen Betrieben auch schon mal die Radauflagefläche gefettet, was an dieser Stelle erneut den Reibwert herabsetzt und eigentlich erneut eine Erhöhung der Anzugsmoments erfordern würde.
Wer sich nicht sicher ist dem würde dringend empfehlen in sicherheitsrelevanten Bereichen auf Experimente zu verzichten und den Herstellervorgaben zu folgen oder einen Fachbetrieb zu konsultieren. Es sterben regelmäßig Menschen wegen fehlerhafter Radverschraubungen.
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