23.11.2014, 06:27
Zitat:Original von cowi-c5
Hallo Jochen,
ich beharre nicht darauf recht zu haben und es kann ja jeder seine Bremse einbauen wie er möchte. Ich habe nur aus meiner langjährigen Berufserfahrung in der Bremsenentwicklung geschöpft.
Grundsätzlich hast Du Recht denn die häufigste Ursache für Bremsenquietschen ist das hochfrequente Schwingen der Beläge. Jetzt geht es darum das Schwingen eben aufzufangen und hierzu dienen die sog. Sekundärmaßnahmen wie unter anderem von mir beschrieben.
Die Schmiermittel dämpfen das Schwingen der Beläge natürlich erst einmal, doch leider führt aber auch gerade die Bewegung der Beläge an den Anlegepunkten zum Verdrängen der Paste und dann liegt der Belag doch wieder an und quietscht. Die meisten Beläge die mit Kupferpaste eingesetzt werden, sei es mitgeliefert oder selbst besorgt, würden auch ohne Paste nicht quietschen. Deswegen werden bei Fahrversuchen die Komfortbeurteilung auch grundsätzlich ohne Schmiermittel gemacht. Was ich hingegen gelten lasse, wenn man z.B. Kupferpaste gegen Korrosion hauptsächlich im Sattelträger hauchdünn aufträgt. Da die Belagträger sich ja nur mit dem Verschleiss bewegen kann man ein Festgehen durch Rost eher vermeiden.
Ich habe auch in meiner Berufsausbildung gelernt die Beläge geschmiert einzusetzen, aber nicht alles was schon immer gemacht wurde muss unbedingt auch richtig sein. Wenn ich dann auch noch sehe, wie manche Werkstätten mit Kupferpaste umgehen, dann kann man die Beläge auch schon eintauchen. ...und genau diese gehen dann vor lauter Dreck, der sich im Fett sammelt fest. Wie schon erwähnt, ich reinige meine Sättel entsprechend gründlich und hatte auch so noch nie einen festen Sattel.
Das GM die Paste beilegt hat für mich eher andere Gründe, denn bei deutschen Herstellern habe ich schon lange keine Paste mehr mitgeliefert bekommen. Bei meinen letzten GM-Belägen für den Cadillac war übrigens keine Paste mehr dabei, dafür aber neue Edelstahlbleche für den Sattelträger, die zum einen nicht korrodieren und zum anderen auch die Schwingungen auffangen sollen.
Zu den weiteren Sekundärmaßnahmen. Das Buch spricht, wie ich es interpretiere, von den Metallplatten die zwischen Belagrückenplatte und Sattel (Kolben- und Faustseitig) eingeschoben werden. Diese hat man früher verwendet und davon spreche ich hier auch nicht. Die Backplate-Shims sind heute aus Verbundmaterial (Edelstahlbasis mit Kunststof oder Gummi überzogen und werden fest mit dem Belag verklebt oder geklipst. Corvette C6 Z51 ACDelco HA Beläge wurden mir so geliefert. Diese können durch weitere Maßnahmen wie z.B. Ausschnitte für Kolben, oder Federn die im Kolben stecken unterstützt werden. Die Shims haben sehr wohl ein ausgeprätes Dämpfungsverhalten.
Auch angesprochen wurde das Festkleben der Beläge am Sattel, natürlich nur Faustseitig (kolbenseitig geht natürlich nicht). Dafür gibt es eine spezielle 3M Folie und die Anlageflächen richtig gereinigt ist diese auch nur mit echter Gewalt zu lösen. Diese Maßnahme fängt natürlich auch entsprechende Schwingungen auf.
Wir werden sehen welche Maßnahme letztendlich zum Erfolg führt
Viele Grüße,
Achim
Evtl. noch anzumerken: Auch in allen mir hier vorliegendem GM Service Manuals wird die Verwendung der Paste empfohlen (97er, 2000er, 2012er Corvetten und dem 07er Escalade). Die Paste zwischen Kolben Belagsplatte wird sicher nicht so lange halten wie in den Führungsschienen der Beläge. Da man aber nie so genau weiß wo die Vibrationen und das Quietschen entstehen halte ich die Verwendung der Paste an allen relevanten Flächen für sinnvoll.
Grüße,
Jochen