03.06.2005, 11:59
BUGATTI-AERODYNAMIK
Bremsen mit Luft
Ein Motor mit 1001 PS ist kein Problem, ein Rennwagen, der 400 km/h fährt, auch nicht. Ein Problem entsteht erst, wenn diese Anforderungen an ein Auto gestellt werden, das für den normalen Straßenverkehr zugelassen ist und von jedem gefahren werden kann. Beim Bugatti Veyron ist dies der Fall.
Eben weil der Bugatti Veyron 16.4 bei mehr als 400 km/h beherrschbar und fahrtüchtig bleiben soll, musste das Team um Entwicklungschef Wolfgang Schreiber besonders bei der Aerodynamik neue Maßstäbe anlegen. Es galt, drei eigentlich unvereinbare Ziele möglichst geschickt aufeinander abzustimmen: einen möglichst geringen Luftwiderstand, einen möglichst hohen Anpressdruck des Autos auf die Straße und die verlässliche Kühlung der diversen Aggregate unter der Karosserie. Chefingenieur Schreiber glaubt, die Ideallösung gefunden zu haben: "Das Aerodynamik-Management des Veyron ist eine faszinierende Hightech-Lösung, die im zeitgenössischen Automobilbau ihresgleichen sucht."
Natürlich geht dabei nichts ohne Computer. Das Elektronikhirn steuert ein zentrales Hydrauliksystem, das die Bodenfreiheit des Allrad-Supersportwagens reguliert, die beiden Diffusorklappen in der Nähe der Vorderachse öffnet oder schließt und die Unterboden-Diffusoren im Heckbereich sowie den Heckflügel bewegt. Drei von der Geschwindigkeit abhängige Grundeinstellungen sind programmiert.
Da ist zunächst das normale Bugatti-Fahren im Bereich bis 220 km/h: Der Abstand zwischen Autoboden und Fahrbahn beträgt in diesem Fall zwölfeinhalb Zentimeter, die Diffusorklappen sind geöffnet, und Heckflügel sowie Spoiler bleiben in Ruheposition. Sollte jedoch im Stop-and-go-Verkehr die Abgastemperatur einen kritischen Wert überschreiben, lupft die Hydraulik automatisch den Heckflügel leicht an in die so genannte Cool-down-Position. Dann kann die Hitze des Hochleistungsmotors nach oben wegflimmern.
Beschleunigt der Wagen auf mehr als 220 km/h, wechselt die Aerodynamik-Abteilung von "Normal-" auf "Handlingstellung". Das bedeutet, dass die Karosserie auf acht (vorne) und neuneinhalb (hinten) Zentimeter Bodenfreiheit abgesenkt wird, dass die Diffusorklappen offen bleiben, Heckflügel und Spoiler jedoch ausgefahren werden. In dieser Position verharrt das Fahrtwindspiel bis Tempo 375. Andere Modelle sind bei dieser Geschwindigkeit längst nur noch kleine schwarze Punkte im Rückspiegel - trotzdem kann der Bugatti noch ein paar Kellen drauflegen.
"Die Entscheidung, den Bugatti Veyron in die Sphären oberhalb von 375 km/h zu fahren, fällt der Lenker nach eingehender Prüfung der Sicherheitslage", empfiehlt der Hersteller. Wie genau das gehen soll, bei einem Dahinbrausen mit immerhin 104 Metern pro Sekunde, wird nicht genau gesagt. Aber mal angenommen, es gelingt, dann wird mit einem "zweiten Schlüssel im Zylinder links neben dem Pilotensitz" die Zugangsberechtigung für 400 km/h und mehr freigeschaltet.
Die Cockpitanzeige vermeldet "Topspeed", die Bordelektronik überprüft einige Parameter wie etwa den Reifendruck. Sodann nimmt der Wagen die "Topspeed"-Aerodynamik-Stellung ein, was so viel heißt wie ein Dahinhobeln über den Asphalt mit nur noch sechseinhalb (vorne) und sieben (hinten) Zentimeter Abstand, geschlossene Diffusorklappen und minimalem Anstellwinkel des Heckflügels. Das verringert zwar den Abtrieb, senkt zugleich aber den Luftwiderstand, was nötig ist, um die Spitzengeschwindigkeit zu erreichen.
Damit das Geschoss auch wieder besänftigt werden kann, gibt es neben den Carbon-Keramik-Bremsen noch eine sogenannte Airbrake. Die funktioniert oberhalb von 200 km/h, und zwar so, dass der Heckflügel bei kräftigem Bremspedaldruck in 0,4 Sekunden nach oben schnellt und sich im Winkel von 113 Grad gegen den Fahrtwind stemmt. Der Luftwiderstand wächst, und zugleich nimmt der Druck auf die Hinterachse zu, wodurch die konventionelle Bremsleistung verbessert wird.
Bugatti-Chef Thomas Bscher stimmt bereits jetzt, da die letzten Feinabstimmungsprozeduren laufen, eine Hymne auf das Auto an. "Der Kunde wird sich auf die Bugatti-Technik verlassen können, wenn er das faszinierendste Automobil der Welt in fahrdynamische Grenzregionen jenseits heutiger Erfahrungswelten führt." Aber bitte erst nach eingehender Prüfung der Sicherheitslage.
Bremsen mit Luft
Ein Motor mit 1001 PS ist kein Problem, ein Rennwagen, der 400 km/h fährt, auch nicht. Ein Problem entsteht erst, wenn diese Anforderungen an ein Auto gestellt werden, das für den normalen Straßenverkehr zugelassen ist und von jedem gefahren werden kann. Beim Bugatti Veyron ist dies der Fall.
Eben weil der Bugatti Veyron 16.4 bei mehr als 400 km/h beherrschbar und fahrtüchtig bleiben soll, musste das Team um Entwicklungschef Wolfgang Schreiber besonders bei der Aerodynamik neue Maßstäbe anlegen. Es galt, drei eigentlich unvereinbare Ziele möglichst geschickt aufeinander abzustimmen: einen möglichst geringen Luftwiderstand, einen möglichst hohen Anpressdruck des Autos auf die Straße und die verlässliche Kühlung der diversen Aggregate unter der Karosserie. Chefingenieur Schreiber glaubt, die Ideallösung gefunden zu haben: "Das Aerodynamik-Management des Veyron ist eine faszinierende Hightech-Lösung, die im zeitgenössischen Automobilbau ihresgleichen sucht."
Natürlich geht dabei nichts ohne Computer. Das Elektronikhirn steuert ein zentrales Hydrauliksystem, das die Bodenfreiheit des Allrad-Supersportwagens reguliert, die beiden Diffusorklappen in der Nähe der Vorderachse öffnet oder schließt und die Unterboden-Diffusoren im Heckbereich sowie den Heckflügel bewegt. Drei von der Geschwindigkeit abhängige Grundeinstellungen sind programmiert.
Da ist zunächst das normale Bugatti-Fahren im Bereich bis 220 km/h: Der Abstand zwischen Autoboden und Fahrbahn beträgt in diesem Fall zwölfeinhalb Zentimeter, die Diffusorklappen sind geöffnet, und Heckflügel sowie Spoiler bleiben in Ruheposition. Sollte jedoch im Stop-and-go-Verkehr die Abgastemperatur einen kritischen Wert überschreiben, lupft die Hydraulik automatisch den Heckflügel leicht an in die so genannte Cool-down-Position. Dann kann die Hitze des Hochleistungsmotors nach oben wegflimmern.
Beschleunigt der Wagen auf mehr als 220 km/h, wechselt die Aerodynamik-Abteilung von "Normal-" auf "Handlingstellung". Das bedeutet, dass die Karosserie auf acht (vorne) und neuneinhalb (hinten) Zentimeter Bodenfreiheit abgesenkt wird, dass die Diffusorklappen offen bleiben, Heckflügel und Spoiler jedoch ausgefahren werden. In dieser Position verharrt das Fahrtwindspiel bis Tempo 375. Andere Modelle sind bei dieser Geschwindigkeit längst nur noch kleine schwarze Punkte im Rückspiegel - trotzdem kann der Bugatti noch ein paar Kellen drauflegen.
"Die Entscheidung, den Bugatti Veyron in die Sphären oberhalb von 375 km/h zu fahren, fällt der Lenker nach eingehender Prüfung der Sicherheitslage", empfiehlt der Hersteller. Wie genau das gehen soll, bei einem Dahinbrausen mit immerhin 104 Metern pro Sekunde, wird nicht genau gesagt. Aber mal angenommen, es gelingt, dann wird mit einem "zweiten Schlüssel im Zylinder links neben dem Pilotensitz" die Zugangsberechtigung für 400 km/h und mehr freigeschaltet.
Die Cockpitanzeige vermeldet "Topspeed", die Bordelektronik überprüft einige Parameter wie etwa den Reifendruck. Sodann nimmt der Wagen die "Topspeed"-Aerodynamik-Stellung ein, was so viel heißt wie ein Dahinhobeln über den Asphalt mit nur noch sechseinhalb (vorne) und sieben (hinten) Zentimeter Abstand, geschlossene Diffusorklappen und minimalem Anstellwinkel des Heckflügels. Das verringert zwar den Abtrieb, senkt zugleich aber den Luftwiderstand, was nötig ist, um die Spitzengeschwindigkeit zu erreichen.
Damit das Geschoss auch wieder besänftigt werden kann, gibt es neben den Carbon-Keramik-Bremsen noch eine sogenannte Airbrake. Die funktioniert oberhalb von 200 km/h, und zwar so, dass der Heckflügel bei kräftigem Bremspedaldruck in 0,4 Sekunden nach oben schnellt und sich im Winkel von 113 Grad gegen den Fahrtwind stemmt. Der Luftwiderstand wächst, und zugleich nimmt der Druck auf die Hinterachse zu, wodurch die konventionelle Bremsleistung verbessert wird.
Bugatti-Chef Thomas Bscher stimmt bereits jetzt, da die letzten Feinabstimmungsprozeduren laufen, eine Hymne auf das Auto an. "Der Kunde wird sich auf die Bugatti-Technik verlassen können, wenn er das faszinierendste Automobil der Welt in fahrdynamische Grenzregionen jenseits heutiger Erfahrungswelten führt." Aber bitte erst nach eingehender Prüfung der Sicherheitslage.