08.10.2014, 01:21
Hi Norbert,
bei der roten stimmt was mit dem Verdeck nicht, das ist nicht original und auch nicht dem Original ähnlich. Da gehört z.B. keine Scheibe mit Heizung rein, die gab's eigentlich nur für's Hardtop. Außerdem sieht das nach nem Leder oder Vinyl aus und nicht Baumwollstoff, was da drauf gehört. Sowas ist potenziell ein Sargnagel für die H-Zulassung, da wäre ich äußerst vorsichtig. Aber du hast dich ja eh schon dagegen entschieden.
Bei der grünen verwundert mich die Angabe "elektrisches Verdeck", ich habe noch nie eins für eine Corvette gesehen -- und ab Werk ab es sowas schonmal gar nicht -- dementsprechend sind in sechs Jahren Diskussionen mit dem TÜV-Gutachter vorprogrammiert, wenn du ein H haben willst. Das beißt sich auch mit der Angabe "das sich leicht öffnen und schließen lässt" -- ein elektrisches öffnet und schließt sich selbst.
Auch gibt es definitiv keine "gelochte und geschlitzte Bremsbeläge", vermutlich meint er aber gelochte und geschlitzte Bremsscheiben. Tolle Sache sowas, weil die Original-Bremsanlage der C4 schon mit dem normalen Straßenverkehr vollkommen überfordert ist- Lass dir aber unbedingt die Papiere zeigen, die belegen, dass du diese Bremsscheiben (und Bremsbeläge, das werden wohl kaum die Serien-Beläge sein) auch fahren darfst! EBC war z.B. nicht in der Lage, mir eine ABE für ein einziges ihrer Produkte für eine 1990er C4 zu besorgen. Ich hätte für alles Gutachten und Einzelabnahmen gebraucht. Eine solche Veränderung der Bremsanlage ist aber wiederum äußerst kritisch, was das Oldtimer-Gutachten betrifft. Optimal wär halt was mit ABE, aber das kann ich mir kaum vorstellen.
Beim Motor passt ebenfalls etwas sehr wichtiges nicht: In der Anzeige steht was von Schadstoffklasse Euro 3. Das ist aber so gut wie unmöglich, original hat die 1990er C4 Euro 1 und ließ sich (man beachte die Vergangenheitsform) durch Nachrüstung eines Kaltlaufreglers auf Euro 2 bringen. Euro 3 wäre allenfalls mit sündhaft teuren Nachrüst-Kats und massiven Eingriffen in die Motorsteuerung denkbar -- kann ich mir aber nicht vorstellen. Schau dir vor der Besichtigung nochmal genau an, wie du die Schadstoffklassen erkennst, E2 ist nämlich nicht Euro 2, sonder nur Euro 1! Das bedeutet mal eben das Doppelte an Steuern...
Ansonsten hab ich nur noch Kleinigkeiten gesehen: So fehlt die Abdeckung der Gurthalteschraube auf der Fahrerseite, die Spiegel sind potthässliche Porsche-Spiegel so wie bei mir (geht gar nicht, Preis drücken, bis du schöne "Original"-US-Spiegel in Wagenfarbe dran hast, bist du locker 600-800 Euro los), über dem Corvette-Schriftzug am Heck wurde irgendwas manipuliert, ich kann leider nicht erkennen, was, und der Fahrersitz (Sportsitze, super) ist kaputt (Seitenwange links neben dem Oberschenkel ist hinüber, zusammengedrückt). Probier unbedingt aus, ob die Lordosenstütze (Luftsäcke) auf beiden Sitzen funktioniert (schau vorher online ins Fahrzeug-Handbuch, wie das funktioniert, falls du das noch nie ausprobiert hast) -- wenn nicht, Preis drücken.
Zu der Besichtigung, zu der ich dir raten würde, würde ich an deiner Stelle eine 0,5er Flasche Mineralwasser mitbringen. Mit oder ohne Kohlensäure spielt keine Rolle. Damit prüfst du den Wasserablauf am Tankstutzen. Tankklappe (nicht Deckel!) auf, dann einen guten Schluck Wasser in die Gummimanschette rund um den Tankstutzen kippen und beobachten, ob das Wasser zügig durch das Entwässerungsloch in Richtung 3. Bremsleuchte abläuft. Tut es das nicht oder nur sehr langsam, hat die Corvette sehr wahrscheinlich einen See im Tank, einen See aus Regenwasser, der im Benzin schwimmt. Denn beim Fahren entsteht durch den Benzinverbrauch ein leichter Unterdruck im Tank -- ist jetzt der Tankdeckel nicht zu 1000% dicht (sind alte Tankdeckel praktisch nie) und die Entwässerung nicht in Ordnung, saugt sich der Motor ganz gemütlich Regenwasser über den überfluteten Einfüllstutzen in den Tank -- den die Tankklappe ist ja auch nicht dicht, da ist ja das Fingerloch zum öffnen. Die Folge sind auf lange Sicht kaputte (nämlich verrostete) Einspritzdüsen und ein schlecht laufender Motor, die Reparatur kostet dich um die 1000 Euro -- kannst du also gleich vom Kaufpreis abziehen.
Und bei den Dichtungen musst du aufpassen. Es wird gerne vergessen, die Dichtung oberhalb der Windschutzscheibe zu pflegen, weshalb sie am Rahmen des Verdecks anhaftet und beim nächsten Öffnen abgerissen wird. Auch ansonsten sollten die Dichtungen rund um die Windschutzscheibe und am Dach gut in Schuss sein -- vor allem bei der geringen Laufleistung und angeblich Garagenfahrzeug. Auch im Motorraum gibt es Dichtungen, nämlich die zum Radhaus hin, die in einwandfreiem Zustand zu sein haben, damit dein Motorraum und vor allem dein Motorsteuergerät (über der Batterie) nicht bei jeder Regenfahrt unter Wasser stehen. Sind die Dichtungen nicht gut, kannst du weitere 1000 Euro für den Austausch einrechnen.
Der Rest ist eigentlich in der Kaufberatung beschrieben. 11500 Euro für ein Automatik-Fahrzeug finde ich ein kleinwenig hoch gegriffen, sofern du nichts gravierendes findest denke ich sind gute 10.000 Euro angemessen.
Achja, warst du schon auf einem Corvette-Stammtisch in deiner Nähe? Vielleicht hätte ja jemand Lust, dich bei der Besichtigung zu begleiten. Optimalerweise ein C4-Fahrer. Der sieht auch mit einem Blick, ob die Motor-Elektrik verbastelt ist oder nicht (fliegende Verkabelungen, Zusatzkabel, die da nicht hin gehören uvm).
Viele Grüße, Mirko
bei der roten stimmt was mit dem Verdeck nicht, das ist nicht original und auch nicht dem Original ähnlich. Da gehört z.B. keine Scheibe mit Heizung rein, die gab's eigentlich nur für's Hardtop. Außerdem sieht das nach nem Leder oder Vinyl aus und nicht Baumwollstoff, was da drauf gehört. Sowas ist potenziell ein Sargnagel für die H-Zulassung, da wäre ich äußerst vorsichtig. Aber du hast dich ja eh schon dagegen entschieden.
Bei der grünen verwundert mich die Angabe "elektrisches Verdeck", ich habe noch nie eins für eine Corvette gesehen -- und ab Werk ab es sowas schonmal gar nicht -- dementsprechend sind in sechs Jahren Diskussionen mit dem TÜV-Gutachter vorprogrammiert, wenn du ein H haben willst. Das beißt sich auch mit der Angabe "das sich leicht öffnen und schließen lässt" -- ein elektrisches öffnet und schließt sich selbst.
Auch gibt es definitiv keine "gelochte und geschlitzte Bremsbeläge", vermutlich meint er aber gelochte und geschlitzte Bremsscheiben. Tolle Sache sowas, weil die Original-Bremsanlage der C4 schon mit dem normalen Straßenverkehr vollkommen überfordert ist- Lass dir aber unbedingt die Papiere zeigen, die belegen, dass du diese Bremsscheiben (und Bremsbeläge, das werden wohl kaum die Serien-Beläge sein) auch fahren darfst! EBC war z.B. nicht in der Lage, mir eine ABE für ein einziges ihrer Produkte für eine 1990er C4 zu besorgen. Ich hätte für alles Gutachten und Einzelabnahmen gebraucht. Eine solche Veränderung der Bremsanlage ist aber wiederum äußerst kritisch, was das Oldtimer-Gutachten betrifft. Optimal wär halt was mit ABE, aber das kann ich mir kaum vorstellen.
Beim Motor passt ebenfalls etwas sehr wichtiges nicht: In der Anzeige steht was von Schadstoffklasse Euro 3. Das ist aber so gut wie unmöglich, original hat die 1990er C4 Euro 1 und ließ sich (man beachte die Vergangenheitsform) durch Nachrüstung eines Kaltlaufreglers auf Euro 2 bringen. Euro 3 wäre allenfalls mit sündhaft teuren Nachrüst-Kats und massiven Eingriffen in die Motorsteuerung denkbar -- kann ich mir aber nicht vorstellen. Schau dir vor der Besichtigung nochmal genau an, wie du die Schadstoffklassen erkennst, E2 ist nämlich nicht Euro 2, sonder nur Euro 1! Das bedeutet mal eben das Doppelte an Steuern...
Ansonsten hab ich nur noch Kleinigkeiten gesehen: So fehlt die Abdeckung der Gurthalteschraube auf der Fahrerseite, die Spiegel sind potthässliche Porsche-Spiegel so wie bei mir (geht gar nicht, Preis drücken, bis du schöne "Original"-US-Spiegel in Wagenfarbe dran hast, bist du locker 600-800 Euro los), über dem Corvette-Schriftzug am Heck wurde irgendwas manipuliert, ich kann leider nicht erkennen, was, und der Fahrersitz (Sportsitze, super) ist kaputt (Seitenwange links neben dem Oberschenkel ist hinüber, zusammengedrückt). Probier unbedingt aus, ob die Lordosenstütze (Luftsäcke) auf beiden Sitzen funktioniert (schau vorher online ins Fahrzeug-Handbuch, wie das funktioniert, falls du das noch nie ausprobiert hast) -- wenn nicht, Preis drücken.
Zu der Besichtigung, zu der ich dir raten würde, würde ich an deiner Stelle eine 0,5er Flasche Mineralwasser mitbringen. Mit oder ohne Kohlensäure spielt keine Rolle. Damit prüfst du den Wasserablauf am Tankstutzen. Tankklappe (nicht Deckel!) auf, dann einen guten Schluck Wasser in die Gummimanschette rund um den Tankstutzen kippen und beobachten, ob das Wasser zügig durch das Entwässerungsloch in Richtung 3. Bremsleuchte abläuft. Tut es das nicht oder nur sehr langsam, hat die Corvette sehr wahrscheinlich einen See im Tank, einen See aus Regenwasser, der im Benzin schwimmt. Denn beim Fahren entsteht durch den Benzinverbrauch ein leichter Unterdruck im Tank -- ist jetzt der Tankdeckel nicht zu 1000% dicht (sind alte Tankdeckel praktisch nie) und die Entwässerung nicht in Ordnung, saugt sich der Motor ganz gemütlich Regenwasser über den überfluteten Einfüllstutzen in den Tank -- den die Tankklappe ist ja auch nicht dicht, da ist ja das Fingerloch zum öffnen. Die Folge sind auf lange Sicht kaputte (nämlich verrostete) Einspritzdüsen und ein schlecht laufender Motor, die Reparatur kostet dich um die 1000 Euro -- kannst du also gleich vom Kaufpreis abziehen.
Und bei den Dichtungen musst du aufpassen. Es wird gerne vergessen, die Dichtung oberhalb der Windschutzscheibe zu pflegen, weshalb sie am Rahmen des Verdecks anhaftet und beim nächsten Öffnen abgerissen wird. Auch ansonsten sollten die Dichtungen rund um die Windschutzscheibe und am Dach gut in Schuss sein -- vor allem bei der geringen Laufleistung und angeblich Garagenfahrzeug. Auch im Motorraum gibt es Dichtungen, nämlich die zum Radhaus hin, die in einwandfreiem Zustand zu sein haben, damit dein Motorraum und vor allem dein Motorsteuergerät (über der Batterie) nicht bei jeder Regenfahrt unter Wasser stehen. Sind die Dichtungen nicht gut, kannst du weitere 1000 Euro für den Austausch einrechnen.
Der Rest ist eigentlich in der Kaufberatung beschrieben. 11500 Euro für ein Automatik-Fahrzeug finde ich ein kleinwenig hoch gegriffen, sofern du nichts gravierendes findest denke ich sind gute 10.000 Euro angemessen.
Achja, warst du schon auf einem Corvette-Stammtisch in deiner Nähe? Vielleicht hätte ja jemand Lust, dich bei der Besichtigung zu begleiten. Optimalerweise ein C4-Fahrer. Der sieht auch mit einem Blick, ob die Motor-Elektrik verbastelt ist oder nicht (fliegende Verkabelungen, Zusatzkabel, die da nicht hin gehören uvm).
Viele Grüße, Mirko