Der Vector war eigentlich damals bei seiner ersten Vorstellung ende der 70-ern seiner Zeit zu weit voraus. Wiegert wollte den ultimativen Sportwagen bauen.
Bei der Gestaltung des Cockpits wurden Teile von Kampflugzeugen und Panzern verbaut.
Das Chassis wurde mit Alu-Materialien aus dem Flugzeugbau hergestellt und auch nach deren Vorgaben verleimt und vernietet.
Der Wagen hatte lange Zeit die crashsicherste Fahrgastzelle unter den Supersportwagen.
Es wurden (zu) viele innovative Komponente in das Fahrzeug verbaut. Dem Konstrukteur war das Beste gerade gut genug.
Auch bei der Motorisierung wurde nicht gespart. Er erhielt einen Aluminium 6 Liter Donovan V8 Motor mit Doppelturbo. Die Leistungsangaben varierten. Die Leistungsspanne reichte von 600 bis 900 PS. So genau weiss man das nicht mehr. Für die damaligen Verhältnisse war das sensationel.
Die Kraft wurde mittels eines 3-Gang Dragstergetriebes mit Tippschaltung (wie bei einem Motorrad, oder Tiptronic heute) an die Hinterräder geleitet. Der Schalthebel befand sich im linken Türschweller. Die erreichbaren Geschwindigkeiten in den einzelnen Gängen waren: 165/262/380 km/h.
Wieviel er wirklich lief, weiss man nicht genau. Theoretisch soll er 350 Sachen schnell gewesen sein. Ich weiss von Tests wo er mit 320 bewegt wurde.
Das erste Modell hatte die Bezeichnung "W-2". Wobei das W für Wiegert stand. Abgelöst wurde dieses Modell vom weiterentwickelten W-8 anfang der 80-er.
1983 kam der Vector W-8 zum ersten mal zu einem Fotoshooting nach Europa. Auto Becker hatte sich damals das Fahrzeug bei Wiegert ausgeliehen.
Obwohl Wiegert dem Herrn Becker ausdrücklich zu verstehen gegeben hat, dass das Fahrzeug nur für Fotozwecke verwendet werden darf und nicht für irgendwelche Tests, hat das Autohaus Becker sogleich die europäische Sportwagenelite zu einem Vergleichstest zusammengetrommelt.
Es kam wie es kommen musste: Bei den angetretenen Sportwagen rauchten die Räder, beim Vector der Motor, weil ein Benzinschlauch geplatzt ist.
Das hat ihm eine dementsprechend negative Publicity eingebracht.
Die Produktion dieses fantastischen Fahrzeuges wollte nie richtig in die Gänge kommen. Wiegert war/ist ein genialer Konstrukteur mit Visionen. Im Bereich Marketing und Finanzen hatte er damals kein allzu glückliches Händchen.
Vor ein paar Tagen hat er mir am Telefon erzählt, dass bisher insgesamt 24 Autos gebaut wurden.
1993 präsentierte er zum ersten mal den Nachfolger, den WX-3 Avtech am Autosalon in Genf. Zum Coupe präsentierte er auch eine Spider Version.
Damals habe ich Herrn Wiegert das erste Mal persönlich getroffen und mit ihm gesprochen. Das Gespräch und seine Begeisterung für seinen Traum blieben mir immer in guter Erinnerung.
Der WX-3 hatte einen 7 Liter Motor mit Doppelturbo. Die Leistung betrug je nach Ladedruck zwischen 700-1200 PS. Das Drehmoment lag irgendwo bei 1500 NM. Als Topspeed wurden 250-260 mph bzw. 400-420 km/h angegeben. Die Beschleunigung soll, wie ich von anderen Quellen gehört habe, irgendwo bei 7-8 Sekunden von 0-200 gewesen sein.
Der Verkaufspreis war damals auf 750'000 U$-Dollar angesetzt.
Leider fehlten der Firma die nötigen Gelder um die Vermarktung und den erfolgreichen Verkauf dieses Autos in die Wege zu leiten.
Ich glaube es war 1995 als die Firma dann von einer indonesischen Investorengruppe aufgekauft wurde. Dieser Gruppe gehörte damals auch Lamborghini.
Gerald Wiegert wurde von den neuen Besitzern kurzerhand vor die Türe gesetzt, weil er nicht damit einverstanden war, wie man den WX-3 abwerten wollte.
Das Ziel war, einen erschwinglicheren Wagen zu bauen. Er bekam die Typenbezeichnung M12. So kam es dann, dass der V8 mit einem V12 mit 492 PS aus dem Diablo ersetzt wurde. Das war eigentlich sein Todesstoss, weil dieses Model unter den Puristen nie als Vector anerkannt bzw. akzeptiert wurde.
Die Produktion wurde bald eingestellt, weil sich kaum Käufer finden liessen und die Firma abermals in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Lamborghini hat die Motorenlieferung aufgrund offener Rechnungen eingestellt.
Wiegert hatte sich in der Zwischenzeit mit der Entwicklung und Fertigung von Aquajets beschäftigt. Das sind grob gesagt Motorräder fürs Wasser.
https://www.aquajet.com/
Den Traum vom Vector hat er nie aufgegeben, weil seine Leidenschaft nach wie vor den Autos gilt.
Ich hoffe und wünsche mir, dass es diesmal mit einer erfolgreichen Umsetzung seiner Vorhaben klappt. Verdient hätte es dieses geschichtsträchtige Super-Auto auf jeden Fall.
Sam
PS: Mir fällt gerade ein: Ich habe noch ein paar kleine Videos vom Vector. Wenn jemand Interesse hat, kann ich es ihm per Email zusenden.